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25.08.2020 Kategorie: Werla

Per Stechpaddel auf Oker und Aller

Sechs Tage Richtung Bremen

Eigentlich hätten wir in den Sommerferien, wie gewohnt, 14 Tage auf Konfirmandenfreizeit sein wollen. Doch mit über 30 Personen in einem Haus unter den geltenden Hygieneeinschränkungen, wäre es schwierig geworden, auch nur ansatzweise wie gewohnt, diese Freizeit durchzuführen, so dass sie leider abgesagt werden musste.

Das eröffnete jedoch den zeitlichen Freiraum für eine sechstägige Paddeltour auf der Oker und der Aller Richtung Bremen. Eigentlich hätten wir ja bis Bremen kommen wollen, doch schnell stellte sich bei genauerer Betrachtung heraus, dass uns dazu mindestens ein Tag gefehlt hätte. Aber egal, so sind wir eben „nur“ bis zur Weser gekommen. Unterwegs waren wir mit 5 Jugendlichen im Alter von 14-24 Jahren und drei Erwachsenen.

Tag 1 (28 km)

Los ging es am 13. August in aller Frühe in Werlaburgdorf, von wo aus wir mit dem Auto nach Watenbüttel fuhren, um hinter dem Mittellandkanal in die Oker einzusetzen. Dankenswerterweise hat uns Christian Wolff aus Börßum zum Einstieg gefahren, so dass wir den Bootsanhänger nicht mitnehmen mussten. Ein Begleitfahrzeug war diesmal trotzdem dabei und übernahm den Transport von Zelten, Gepäck und allem, was sonst noch gebraucht wurde. Vier erwachsene Fahrer teilten sich halbtagsweise den Fahrdienst, so dass jeder täglich auch paddeln konnte.

Zunächst fuhren wir, nach dem obligatorischen Reisesegen, auf der urwüchsigen Oker, bei ziemlich flachem Wasser und durch viele umgekippte Bäume hindurch bis nach Seershausen, wo wir auf dem Gelände eines Kanu-Clubs übernachten konnten. Durch das herrliche Sommerwetter hätte es uns schon gereizt, ein ums andere Mal ins Wasser zu springen, aber bei einer Flussstrecke von 26 km musste das leider unterbleiben. Dafür begeisterte uns die Oker mit ihrer Naturbelassenheit und ihrem klaren Wasser. Graureier, unzählige Libellen und sogar Eisvögel begleiteten unseren Weg und manch umgestürzter Baum ließ etwas Spannung aufkommen.

2. Tag (27 km)

Am zweiten Tag paddelten wir zunächst bis Müden, wo die Oker in die Aller mündet. Die Aller wurde schnell breiter und leider ließ auch die Fließgeschwindigkeit deutlich nach, so dass es zwischendurch recht anstrengend wurde. Dafür entschädigte uns nach der Mittagspause der Wienhäuser Mühlenkanal mit seiner Urwüchsigkeit. Teilweise kaum breiter als 1-2 Meter, schlängelt er sich durchs Schilf und durch die Heidelandschaft, immer parallel zur Aller bis zu unserem Campingplatz (der sowohl von der Aller, als auch vom Kanal aus zu erreichen war). Das war gewiss eines der großen Highlights unserer Tour und der Wienhäuser Mühlenkanal kann nur jedem Paddelfreund wärmstens empfohlen werden. Leider überraschte uns jedoch genau dort ein kräftiger Regenguss, was uns aber angesichts der sommerlichen Temperaturen kaum beeinträchtigt hat.

3. Tag (31 km)

Der dritte Tag führte uns weiter auf der Aller zunächst nach Celle, wo wir manch schmuckes Ufergrundstück bestaunen konnten. Den Höhepunkt am Nachmittag stellte die Selbstbedienungsschleuse in Oldau dar. Erst musste das Wasser angefüllt werden, anschließend die Tore geöffnet werden. Dann hieß es hineinpaddeln, Tore wieder schließen, Wasser ablassen, anderes Tor öffnen und hinauspaddeln. Auch wenn das Ganze eine ¾ Stunde gedauert hat und man das Wehr gewiss viel schneller hätte umtragen können, war es doch ein lohnendes Erlebnis, welches allen Paddlern viel Freude bereitet hat. Übernachtet haben wir in Winsen (Aller) auf einem Campingplatz, dessen Badestelle am Abend noch ausgiebig von uns genutzt wurde.

4. Tag (21 km)

Am Sonntag ließen wir es etwas gemütlicher angehen. Bei wenig Strömung paddelten wir bis kurz vor die A7, die in der Nähe der Raststätte Allertal die Aller quert und übernachteten auf dem dort ansässigen Campingplatz.

5. Tag (38 km)

Der fünfte Tag sollte in jeder Hinsicht zu einer Herausforderung werden. Schon die angestrebte Strecke von 38 km ließ uns mit großem Respekt auf diese Etappe unserer Tour schauen, war es doch die mit Abstand längste, die wir geplant hatten. Zur eigentlichen Herausforderung des Tages sollte jedoch das Wetter werden. Am Vormittag erwischten uns gleich zwei heftige Gussregen, so dass alle klitschnass und frierend bei der Mittagspause ankamen. Immerhin konnte jedoch die Stimmung mit einigem Galgenhumor und inbrünstigem Gesang trotzdem hochgehalten werden.

Zum Glück blieb es am Nachmittag trocken und zwischendurch kam sogar die Sonne raus, so dass keiner mehr frieren musste. Positiv entwickelte sich auch die Strömung der Aller, so dass die Kilometer nur so purzelten und wir trotz der großen Strecke relativ früh auf dem Campingplatz beim Rittergut Frankenfeld ankamen.

Unser Autofahrer Axel Rohloff hatte zum Glück bereits die Zelte aufgebaut, denn kaum, dass wir an Land waren, setzte erneut Regen ein, der uns nun aber nichts mehr anhaben konnte.

6. Tag (39 km)

Hatten wir zwischendurch noch befürchtet, nur mit Mühe bis Verden zu kommen, so wurde schnell klar, dass wir es aufgrund der anhaltend guten Strömung doch bis zur Weser schaffen würden. Mit 8 km in der Stunde ging es geradezu rasant voran, was natürlich sehr motivierend war.

Da war es schon fast frustrierend, dass wir auf den letzten Kilometern um Verden herum wieder erheblich langsamer wurden und ordentlich paddeln mussten, um anzukommen.

Auch an diesem Tag türmten sich um uns herum mächtige Wolkentürme, die nichts Gutes befürchten ließen. Doch am Ende wurden wir, abgesehen von ein paar Tropfen, doch von Regen verschont und erreichten gegen 16.00 Uhr glücklich die Weser, wo uns Nina Rohloff dankenswerterweise mit dem Bootsanhänger wieder abgeholt hat.

So ist eine tolle, begeisternde Kanutour nach 185 km auf dem Wasser zu Ende gegangen, an die sich alle Beteiligten bestimmt noch lange erinnern werden. In Erinnerung bleiben sicherlich auch die vielen „theologischen“ Gespräche, die sich regelmäßig den täglichen Abendandachten anschlossen, die sich mit der Person des Petrus beschäftigten. So wurde diese Kanutour zu einer echten Pilgerfahrt, die uns auch in mancher Hinsicht unserem Gott nähergebracht hat.

Beitrag von Frank Ahlgrim